Nachlese -
Welche Bedeutung hatte für mich der Jakobsweg?
Erkenntnisse - Erfahrungen - Motivationen
Ich bin den Weg gegangen um Gott zu danken für die gemeinsamen Jahre mit meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten, um Gott zu bitten für die Jahre, die er mir noch schenkt, dass er seine schützende Hand weiterhin über unsere Familie, besonders unsere Kinder hält und um Gott um Verzeihung zu bitten für die Fehler in meinem Leben.
Es war Neugierde, die mich auf den Weg brachte, den Tausende schon gegangen sind. Ich wollte etwas von dem verspüren, was die Pilger des Mittelalters auf diesem Weg gefühlt und gelitten haben. Ich wollte die Kultur, die Kirchen und Klöster, die am Weg entstanden sind, kennenlernen und den Geist des Weges in den Mühen am Wege erfahren.
Vielen Dank für die gemeinsamen 14 Tage. Wir lernten miteinander durchzuhalten, uns gegenseitig zu helfen, frei vom Alltag zu werden. Hilfreich war es, mit "wildfremden" außenstehenden Personen über Probleme aller Art zu reden. Bemerkenswert: Man begegnet immer wieder vielen Gesichtern, die aus allen Nationen kommen. Besonders lehrreich: Vorträge in Sachen Kunsthistorie und Geschichte.
Die Gruppe ist im Laufe der Jahre zusammengewachsen. Jeder durfte seine Marotten und Eigenarten behalten. Schön war das Wandern in frischer Luft, schön war es, spirituell zu mir selbst zu finden, den Geist der Völkerverständigung zu spüren: Kanadier, Schotte, Neuseeländer, Amerikaner, Kugelblitz und Stixi. Negativ war für mich, mich bestimmten Vorstellungen der Gruppe unterordnen zu müssen. Durch alle Mühen und Beschwerden lernt man die Schönheit des Weges richtig kennen.
Zunächst einmal hat mich die Wanderung als solche sehr in Anspruch genommen. Ein Stück Stolz über die vollbrachte Leistung. Neue Länder kennenzulernen, bedeutende Kulturdenkmäler; das Zusammensein mit großartigen Weggefährten, die vielen Begegnungen mit Menschen aus aller Welt, die gleich mir auf dem Weg nach Santiago waren. Ein weiteres war die Möglichkeit, einmal von den Sorgen des Alltags abzuschalten, "die Seele baumeln zu lassen", wie es einer der Mitpilger einmal treffend ausdrückte, Zeit zu haben, über viele Dinge des Lebens nachzudenken; woran glaube ich, was ist der Sinn meines Lebens? Das Bewegendste für mich war das Bewusstsein, Teil einer Jahrhunderte dauernden Geschichte zu sein, gleichsam zusammen mit Millionen anderer Pilger unterwegs auf dem Camino zu sein.
Bei allen Mühen und Plagen des Weges sollte man auch das Gute nicht vergessen: Schöne Hotels und gutes Essen, wunderbare Landschaft, Besinnlichkeit. Man konnte über vieles nachdenken, Begegnungen in den Dörfern mit anderen Menschen, Kulturen, lange Strecken alleine gehen, beten.
Auf dem Jakobsweg gegangen zu sein bedeutet für mich, mit den Füßen geatmet, gesehen, gefühlt und gelebt zu haben. Ich hoffe, dass das Gehen mich zu dem Wesentlichen des Mensch-Seins auf Erden zurückgeführt hat, dass ich im 21. Jahrhundert einen neuen Blick und Gespür dafür behalte, was wichtig ist im Leben.
Was war für mich das Besondere am Jakobsweg, waren es Natur, Kultur, Geschichte, die Pilgergefährten, war es das Abenteuer? Ich weiß es nicht. Sicher war es für mich die schönste Zeit des Jahres, und ich werde mich bemühen, auch im Alltag mehr als "Pilger" zu leben, gelassener zu werden. Mit dem Dichter möchte ich beten können: Die Welt mit ihrem Gram und Glücke will ich, ein Pilger, frohbereit, betreten nur wie eine Brücke, zu Dir, Herr, übern Strom der Zeit!
Der Jakobsweg; es waren für mich Zeiten, um über Gott und die Welt nachzudenken, um den Weg mit seinen vielen Erfahrungen mit dem Leben in Eins setzen zu können. Seine Botschaft: Aufbrechen, gehen, wenn "auch die Füße weh tun", und endlich am Ziel ankommen.
Vielen Dank für die Aufnahme in der Gruppe und das Erlebte. Reich beschenkt geht es nach Hause, wo ich diese unbeschwerten Tage wohl sehr vermissen werde. Es war wunderschön!
Wir sind Pilger, die auf verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zuwandern
- (Antoine de Saint Exupéry)
Die Mitpilger waren:
Beatrix Adler
Brigitte und Wolfgang Bäuerle
Helga und Edgar Cavelius
Pastor Anton Franziskus
Karina Franziskus
Bettina, Karin und Bernhard Fromkorth
Gert Gantner
Bianca Greff
Karolin Lindner
Manfred Prefi
Regina und Walter Rohr
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