Freitag, 12.10.2001 - Von Lourdes nach Bourges

Helga und Edgar klopfen an die Tür: 6.50 Uhr. Sie gehen zur Grotte. Dort ist um 7.30 Uhr hl. Messe. Draußen vor der Tür warten Walter und Regina. Wir gehen gemeinsam und treffen Brigitte und Wolfgang an der Grotte. Wir sind nicht die ersten. Viele kommen uns schon aus einer früheren Messe entgegen. Da feiern die Kroaten ihren Gottesdienst; sie haben Soldaten in Uniform dabei. Sie waren uns schon gestern Abend aufgefallen. Die Läden sind schon geöffnet. Ich gehe schnurstracks in die Sakristei. Dort ziehen gerade 2 oder 3 Priester aus dem Pfälzer Pilgerzug ihre Alben an. Wer kommt noch? Wer wird Hauptzelebrant sein? Schulterzucken. Wir warten. Noch zwei oder drei kommen; alle Konzelebranten. Zwei Minuten vor Beginn mahnt der Küster, dass wir uns entscheiden. Ich verteile Lesung, Evangelium, Fürbitten, Lieder an die Mitbrüder. Wir ziehen aus und feiern "Maria, Königin des Friedens". Bis nach dem Evangelium bastele ich an meinen Predigtgedanken. Alles klappt! Nicht nur Deutsche sind da, sondern Menschen aus vielen Ländern. Ich freue mich, dass ich Hauptzelebrant an der Grotte bin! Dann ein gemeinsames Foto nach der hl. Messe mit denen, die noch da sind.

Während die Gruppe zur Unterkirche geht, bringe ich eine Kerze zum Stand: Dank und Bitte.... Da sind Italiener und warten. Sie sind nach uns an der Reihe. Wie in einem Bienenstock: Hunderte, Tausende gestern Abend, heute Morgen, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, seit 1858... Beter vor der Grotte auf den Bänken, auf der Mauer am Gave, andere stehen, andere knien auf dem blanken Boden. Junge Mädchen, alte Frauen, alte Männer, Männer in den besten Jahren. Nein, Lourdes ist keine Show und keine Schau. Hier berührt der Himmel die Erde. Die Grotte ist ein Ort des Friedens für Menschen aller Länder und Sprachen. Friedensstürme zu Maria, der Königin des Friedens keine Waffen, keine Emotionen gegeneinander. Glaube, Vertrauen, Harmonie der Herzen schaffen Frieden mit Gott und den Menschen. Was haben sie alles im Gepäck, die da stehen, knien, sitzen, gehen? Wie viel Not, Ausweglosigkeit, Krankheit, Bitterkeit. Hoffnung, Glaube, Dank!? Wie viele Kerzen brennen hier jeden Tag?! Wie viele Rosenkränze gleiten durch die Hände?! Viele Menschen stehen an den Wasserstellen und trinken. Andere füllen kleine und große Gefäße, um sie mit nach Hause zu nehmen für sich und für Freunde. Die Muttergottesstatue ist immer rundum mit frischen Blumensträußen geschmückt.

Der Kaffee im Hotel lässt viel zu wünschen übrig. Dann setzt eine große Diskussion um den Fahrweg ein. Eine Rückkehr über Albi ist unmöglich. Über Montauban sind es 660 km bis Bourges; dabei ist nur ein kurzes Stück RN, alles andere ist Autoroute. Wir starten um 9.45 Uhr und kommen gut aus der Stadt. Wir passieren Tarbes auf der Autoroute du Midi und auch Toulouse in weitem Bogen. Wir fahren nicht mehr in Formation, sondern sammeln uns an der Raststätte in Castelua, hinter Toulouse. Es klappt sehr gut. Bald fallen mir die Augen zu. Ich schlafe und höre mich schnarchen. Gert fährt begeistert. Es ist warm. Dann rollt es weiter in Richtung Cahors vorbei an Montauban. Wir halten Ausschau nach unserem "alten Jakobusweg" und entdecken ihn wieder: den Abgang vom Berg hinter Cahors, die Unterführung, den Aufstieg auf der anderen Seite, die Turmspitzen der Pont Valentré in Cahors. Um 13.30 Uhr ist der 2. Stopp und Mittagspause an der Kirche von St. Pierre Lafeuille hinter Cahors. Die einen sitzen auf den Bordsteinen, andere liegen auf der Wiese, andere sitzen im Schatten an einer Mauer. Und noch eine 3. Rast wird vereinbart: Parkplatz nach Ausfahrt 24. Die Autobahn ist flach und langweilig. Karina und Bianca schlafen. Bernhard wechselt am Steuer. Manfred ist unverwüstlich. Immer wieder Ticket oder Péage: moderne Straßenräuber. Wir passieren Brive und Limoges. Die Autobahn ist ganz neu nach Norden: sie ist sehr, sehr gut. Der Parkplatz ist schön, kein Betrieb, weite Felder, eine verschlossene Ferme. Ich fahre weiter, Gert schläft. Wir passieren viele Tankstellen und Rastplätze, die auf den Karten noch gar nicht eingetragen sind. Hinter Chateauroux verlassen wir die Autobahn in Richtung Bourges auf der N 151. Die Landschaft ist wieder tellerflach.

In St. Florent sur Cher warten wir noch einmal aufeinander, dann geht es durch das langgezogene Straßendorf gemeinsam nach Bourges. Um 18.00 Uhr stehen wir vor dem Hotel Angleterre. Zwei Autos finden Platz in der Garage, die beiden anderen bleiben draußen. Wir verteilen die Zimmer, machen uns zurecht, schnuppern ein wenig im Umland und gehen um 20.00 Uhr zum Essen. Noch viele private Gäste sind im Restaurant, so dass der Raum prall gefüllt ist. Nach der Terrine kommt Kaninchen mit je einer Kartoffel und ein bisschen Reis. Die Nachspeise ist gut. Die 1. Flasche Wein (Aligote) war verdorben und es dauerte, bis Monsieur das akzeptiert hatte. Die folgende war o.K. Die Getränke waren sehr teuer: ein Wasser 24 Ffrs. Dann folgen wir noch Son et Lumiere in der Altstadt: den erzbischöflichen Garten, die Kathedrale, das Wohnhaus Allemand, den Augustinerkreuzgang und den Schöffenhof. Überall gibt Beatrix die nötigen Infos. Es ist 23.30 Uhr als wir uns im Haus ein letztes Bierchen genehmigen. Gute Nacht!!

Toni

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