Gedanken auf dem Jakobsweg

Häuser - Vor der Kirche in Leboreiro

Das Thema des heutigen Tages könnte sein "Häuser". Wir sind schon an Hunderten, an Tausenden vorbeigegangen. In diesem Jahr, erst recht in all den Jahren. Und jedes Haus war anders. An großen schönen Villen, an einsamen Gehöften, und vor allem aber haben uns immer wieder die morbiden Häuser ein bisschen angezogen. Jene, bei denen die Dächer bereits eingefallen waren, bei denen die Türen von unten herauf schon gefault waren, bei denen die Tore schepp und windschief hingen, sie waren einmal neu. Menschen hatten sie einmal gebaut um darin zu wohnen, um eine Scheune zu haben, einen Schuppen, um Vorräte zu lagern. Menschen hatten sie gebaut und sagten: "Da bin ich zu Hause", sind darin geboren, aufgewachsen, vielleicht auch darin gestorben. Nun sind sie alt geworden, andere haben sie verlassen, sind von dort hinausgegangen; in andere Gegenden, Welten, Häuser. Zuletzt wurden sie verlassen, waren sie unbrauchbar geworden. Alte Häuser, die früher einmal neu waren. Die einmal schön waren. Die die Menschen einmal mit Stolz gezeigt haben als ihre Leistung, als ihr Eigentum. Wir gehen vorbei, wir sagen "ach, wie schade", denken es. Noch ein paar Jahre, und alles fällt zusammen. Alte Häuser. Vielleicht sogar ein Zeichen für unser eigenes Leben. Wir waren einmal jung; ganz jung. Voll Hoffnung, voll Stolz, voll Zuversicht. Und mit den Zeiten ändert sich einiges. Unser Corpus delictus, er bekommt seine Probleme, die Füße tun uns abends weh, und die Beine, vielleicht auch der Rücken. Wir werden auch mit der Zeit wie alte Häuser, die einmal jung waren und schön, und interessant; in denen wir uns pudelwohl gefühlt haben. Aber zuletzt sind da nur noch Schmerzen, nur noch Ungemach. Ich mache mir so meine Gedanken, wenn ich am Weg dahergehe. Über die jungen, die neuen Häuser, über die alten Häuser. Amen.

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