Freitag, 2. September 2011
Von Clairvaux nach Essoyes

zum Seitenende

$bb-01$ $bb-02$ Noch lange beschäftigt mich die deprimierende Besichtigung der Gefängnisanlagen in der ehemaligen Abtei, dann schlafe ich doch sehr gut in dem einfachen Gästezimmer der Fraternité Saint Bernard. Außer mir gibt es nur noch einen weiteren Gast. Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiede ich mich von meinen freundlichen Gastgeberinnen, es ist noch nicht ganz 8.00 Uhr.

$bb-03$ Fast 6 km geht die Straße nach Champignol schnurgerade stetig bergauf, dann liegt der Ort in einem weiten Talkessel vor mir. Unmittelbar neben der Straße lädt eine als Monument historique klassifizierte romanische Kapelle zum Besuch ein, aber sie ist leider verschlossen. Die aufgestellte Sitzgruppe nutze ich zu einer ersten Pause, dann wandere ich die letzten 3 km bis in den Ort weiter, der sich am Ortseingang mit einem großen Plakat als Champagner-Herrstellungs-Ort anpreist. Das Dorf ist nicht sehr gepflegt, keine Blumen, nichts. Lediglich an einer Kreuzung komme ich an einem bunt angemalten Restaurant vorbei, das auch schon im Outlook-Führer beschrieben ist. Leider frage ich in der gegenüber liegenden Metzgerei vergeblich nach gekochtem Schinken, den ich mir heute einmal gönnen wollte. Aber eine Bäckerei soll es geben. Zwei Kinder kommen mit Brot. Sie erklären mir den Weg von 80 m ganz genau. Sie werden selten nach der Bäckerei gefragt.

Kurz nach dem Dorf quere ich die Autobahn Dijon-Paris, dann geht es weiter nach St. Usage, wo ich gegen Mittag eintreffe. Im Zentrum des kleinen Weilers stinkt es entsetzlich nach verbranntem Kunststoff; ich mache, dass ich so schnell wie möglich weiterkomme. $bb-04$ $bb-05$

$bb-06$ $bb-07$ Ein gutes Stück außerhalb komme ich am Friedhof vorbei, wo ich auf Wasser hoffe. Der Friedhof ist in einem fürchterlichen Zustand und Wasser gibt es auch nicht. Ich gehe 100 m zum letzten Haus zurück und erbitte mir Wasser. Das Haus ist schön und relativ neu. Der Hausherr ist Winzer in der Cooperative und füllte mir gerne meine Flaschen wieder auf (mit Wasser natürlich). Der Platz am Friedhof ist schöner als der Friedhof selbst und ich mache eine lange Pause, dann geht es durch die Weinberge weiter, zuerst steil bergauf, dann auf einer Anhöhe weiter zum Aussichtspunkt Plateau de Blu. Hier habe ich zum letzten Mal die Sicht auf das Croix Lorraine in Colombey les deux Églises und eine wunderschöne Aussicht auf die Täler der Côte des Bar.

Von diesem Fleckchen möchte man gar nicht mehr weg und ich lege nochmals eine Pause auf meinem Marsch ein und ich lasse mir auch anschließend zum ersten Mal viel Zeit. Für die vier letzten Kilometer brauchte ich insgesamt 2 Stunden. Neben dem Weg sind zahlreiche Lager mit Wohnwagen, Zelten und Kleinbussen von Weinpflückern. Die Lese ist praktisch zu Ende, gefördert vom guten Wetter der letzten Tage. Vor Essoyes werde ich von Kindern, dann von deren Vätern angesprochen; sie sind sehr nett, wollen alles wissen und erzählen von der Lese. Es sind, wie die Franzosen sagen‚ Gens de Voyages. $bb-08$ $bb-09$

Nach einer Viertelstunde erreiche ich das Hotel des Canotiers, ein ganz neues Haus oberhalb des Städtchens. Man ist an der Rezeption ein wenig reserviert, aber das Zimmer ist top. Eine erfrischende Dusche, ein bisschen Ruhe, noch das letzte Kaffeestückchen mit Apfelkompott verdrückt dann breche ich auf zu einer Besichtigung der Stadt.

$bb-10$ $bb-11$ Der berühmte Maler Pierre-Auguste Renoir, dessen Ehefrau aus Essoyes stammte, hat viele Jahre hier gelebt und gearbeitet. Der erste Eindruck ist nicht so gut, aber an der Ource ist es wunderschön. Ich besuche auch das Museum mit interessanten Details und einem tollen Film über den Künstler, auch dem Atelier und und dem Grabmal des großen Impressionisten statte ich einen Besuch ab.

$bb-12$ $bb-13$ Die Kirche ist leider verschlossen. Ich genehmige mir noch ein Bier im Bistro Aux Délices de l’Ource, dann mache ich mich auf den Rückweg zum Abendessen um 19.30 Uhr. Hoffentlich bin ich bis dahin nicht verhungert.

Das Abendessen ist eine Wucht. Im Preis für die Halbpension ist das Menu Terroir für 23 € enthalten; es ist hervorragend und die Bedienung entspricht in jeder Beziehung dem Anspruch des Hauses. Jedes Gericht wird beim Servieren genau beschrieben, und ich bekomme selbstverständlich auch ein Bière Pression. Zum Nachtisch genehmige ich mir noch ein Glas Rotwein und einen Kaffee.

Der Blick aus dem Speisesaal über die Stadt und der Sonnenuntergang sind überwältigend; fast alle Gäste gehen auf die Terrasse um zu fotografieren. Schließlich gehe ich beizeiten ins Bett.

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