Samstag, 3. September 2011
Von Essoyes nach Les Riceys

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$bb-01$ $bb-02$ Beim Aufstehen bietet sich mir der gleiche Ausblick wie am Vorabend, mit umgekehrten Vorzeichen. Über dem Tal liegt der Morgennebel, den die Sonne nach und nach auflöst. Die Sonne steht im Rücken hinter den Bergen. Das Frühstücksbuffet wird allen Erwartungen gerecht. Nur am Nebentisch sitzt ein Ehepaar aus Belgien (Flandern). Das Gespräch ist wenig ergiebig. Infolge von Halbwissen äußern die Herrschaften starke Vorurteile gegenüber den Beschäftigungsverhältnissen in Deutschland.

Um 8:15 Uhr bin ich abmarschbereit. In einer Bäckerei erstehe ich Proviant für den Tag und an der Kirche und dem Friedhof vorbei geht es auf offene Felder. Ich folge einem schnurgeraden Weg, dann geht es an einem Weinberg entlang steil bergauf. Auf einen Umweg, den der Wanderweg vorschlägt verzichte ich und folge stattdessen der D 70.

An den Hängen ist die Weinlese noch im Gange. Ich verlasse die Straße und treffe auf einen Trupp von ca. 15 Leuten aus Castres, die heute die letzten Trauben ernten. Der Vorarbeiter erklärte mir alles ganz genau und auch sein Spezialfahrzeug. Nachdem er weggefahren ist, legen die Pflücker eine Pause in ihrer mühevollen Arbeit ein.

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Die Wegbeschreibung von Outdoor ist mal wieder ganz schlecht, ich gelange trotzdem nach Courteron. An einem Weingut reist gerade eine Gruppe von Pflückern nach Polen zurück. Großer Bahnhof.

$bb-06$ $bb-07$ Auf einer kleinen Brücke überquere ich die junge Seine. Auf einem kleinen Mäuerchen ist Pause angesagt. Durch Felder, dann durch einen schönen Wald geht es weiter bergauf, dann gibt es wieder schier endlose Weinberge.

$bb-08$ $bb-09$ Endlich kommt Les Riceys in Sicht; zuerst eine alte Müllhalde, dann die Chapelle St. Jacques, die leider halb verfallen ist. Eine junge Mutter ist mit ihrem fünfjährigen Sohn auf einem Spaziergang und es ergibt sich ein kurzes Gespräch, am Ortseingang treffe ich auf eine Familie aus Weilheim – das Gespräch ergibt sich aus meinem Interesse für das Nummernschild -WM.

Ich finde die Gite de la Mairie in einer Remise des ehemaligen Schlosses, in dem jetzt die Mairie untergebracht ist. An der Tür ist ein Zettel mit Telefonnummer angebracht; ich rufe an, aber es meldet sich nur die Mailbox. Eine gute Stunde warte ich im Park, dann taucht der Hausmeister auf und übergibt mir den Schlüssel. Ich bin alleine in dem großen Haus, in dem zur Zeit der Weinlese Erntehelfer untergebracht sind; seit einer Woche ist es verwaist. Heute ist große Wäsche angesagt, dann gehe ich auf Entdeckungtour.

Les Riceys besteht aus 3 Ortsteilen: Ricey-Haut, Ricey-Haute-Rive und Ricey-Bas. Der Ort verfügt mit 866 ha über die größte Wein-Anbaufläche der Champagne und ist die einzige Gemeinde mit drei AOC-Weinen: dem weißen und rosé-Champagner, dem roten Coteaux Champenois und dem Rosé des Riceys, der schon am Hof Ludwigs XIV. getrunken wurde. Es gibt wenig Schönes, viel Verfallenes und Unordentliches.

Schließlich komme ich nach Riceys-Bas zum Hotel Marius, wo ich für unsere Rückreise für einige Tage ein Zimmer gebucht habe. Für den Abend reserviere ich einen Tisch. Nebenan wohnt die Küsterin der Kirche, von der ich erfahre, wann morgen die Messe ist. Um 7 Uhr komme ich wieder zum Abendessen zurück, das alle Erwartungen übertrifft. Gegen 9 Uhr kehre ich in meine Unterkunft zurück und hänge die inzwischen getrocknete Wäsche ab. Im ganzen Haus ist es wie in einer Sauna, und erst gegen Morgen schlafe ich einigermaßen.

Sonntag, 4. September 2011 - Ein Tag in Les Riceys

Nach 2 Wochen, in denen ich unterwegs bin, möchte ich einen Tag Pause einlegen. Les Riceys bietet sich an, weil die Unterkunft sehr preiswert ist und am Sonntag die Möglichkeit besteht, die Messe zu besuche. Ich kann bis 8:15 Uhr ausschlafen, dann mache ich mich auf den Weg zu einer Bäckerei. Kaum unterwegs begegnet mir der Bäcker mit seinem Verkaufswagen; ich erstehe Stückchen und Kuchen, im Supermarkt kaufe ich noch Schinken, Trauben und zur Feier des Tages ein Bier. Ich hinterlege alles in der Bäckerei bei der Kirche.

$bb-11$ $bb-12$ In der Messe in der schönen Kirche Saint-Pierre-ès-Liens sind noch einige junge Leute, auch die junge Frau von der Chapelle St. Jacques mit ihrem Sohn. Ein alter Priester hält die Messe mit etlichen Laienhelfern. Der Chor singt zum Steinerweichen. Während der Predigt muss ich die Kirche verlassen. Die Luft ist zu schlecht. Nach der Messe kaufe ich noch Brot und nehme mein Päckchen in Empfang. Zum Mittagessen in der Gite gibt es Brot mit Schinken, dann halte ich einen langen Mittagsschlaf, der mir richtig gut tut. Am Morgen vor der Messe hatte es geregnet und ein wenig abgekühlt, jetzt ist es wieder trocken und ich unternehme einen ausgedehnten Spaziergang, auf dem ich auch das das Hotel Le Magny finde, wo ich für den Abend einen Tisch reserviere.

$bb-10$ $bb-13$ Man bietet auch am Sonntag preiswerte Menüs an, und ich wähle das Menü zu 15 € mit Vorspeise (Salade Gisier), Fisch (Saumon) und Dessert (Tarte Maison). Alles ist sehr gut. 20 Minuten sind es bis zu meiner Unterkunft, und diese Nacht schlafe ich sehr gut.

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