Montag, 29. August 2011
Von Domremy-la-Pucelle nach Grand

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$bb-01$ Ich habe sehr gut geschlafen in meinem Fürstenzimmer. Das Frühstück soll auf dem Zimmer serviert werden; bin gespannt.

Es ist schon wunderschönes Wetter; über dem Tal der Maas steigt der Nebel empor, darüber scheint die Sonne. Es verspricht, ein guter Tag zu werden. Ich habe nur 18 km zu gehen, davon noch 3 ½ km in Begleitung der beiden Mitpilgerinnen, die dann nach Cirfontaine zu Mme. Suc gehen werden.

$bb-02$ Um ½ 8 bringt mir Madame Staub das Frühstück und hilft mir noch beim Kaffee-Kochen. Das Frühstück ist gut und reichlich – französisch. Beim Abschied führen wir noch lange Gespräche mit den Gastgebern, endlich können wir uns loseisen. Wir wollen noch zur Post, die aber verschlossen ist, anschließend gehen wir noch zur Kirche St. Remy. Ich lese aus Tonis Meditationen über ‚Motivationen’ und überlasse dann meinen Mitpilgerinnen mein Heft mit den ‚Gedanken auf dem Jakobsweg’

$bb-03$ $bb-04$ Gegen 9 wandern wir endlich aus dem Dorf hinaus. Das Wetter ist herrlich, wir werfen einen letzten Blick auf das Tal der Maas. Unser Wanderführer kündigt eine Furt durch einen Bach an, der angeblich nur durchwatet werden kann und wir fürchten schon, mit Schuhen und Strümpfen hindurch stapfen zu müssen. Es zeigt sich jedoch, dass man über ein paar Steine balancieren kann und so erreichen wir trockenen Fußes das andere Ufer.

Nach einer Stunde trennen sich unsere Weg. Ich lasse den beiden meine Telefon-Nummer, vielleicht treffen wir uns ja wieder in Joinville, wo auch ich morgen hin will.

Mein Weg ist sehr schön; für diesen Teil des Weges gibt es keine Beschreibung, ich muss mich ausschließlich auf meine Karten verlassen. Die kleinen Abkürzungen, die ich mir auf der Karte ausgedacht habe, passen genau. Über Seraumont erreiche ich gegen ½ 10 Uhr Chermisey. Bei der Kirche ist eine junge Frau dabei, die Blumen und den Rasen zu pflegen, die Kirche ist aber auch hier leider verschlossen.

$bb-05$ Der Weg, den ich gehen will, ist für das Vieh abgesperrt. Dummerweise frage ich Anwohner, ob der Weg für Fußgänger passierbar sei, und man empfiehlt mir natürlich, die Straße über Avranville zu nehmen. Ich kann schlecht jetzt doch den anderen Weg gehen, und so bleibe ich auf der Straße, obwohl es ein Umweg ist. Die Straße geht sich gut, es ist kaum Verkehr, auch nicht auf der Straße von Avranville nach Grand. An einem steilen Abstieg begegnet mir eine Familie auf Fahrrädern, die die Straße hinaufkeuchen. Mann und Sohn fahren noch, die Frau schiebt ihr Rad, und wir kommen ein wenig ins Gespräch. Sie kommen aus Montpellier und fahren jetzt zurück nach Holland.

$bb-06$ Schon um 13.15 Uhr bin ich in Grand, nachdem ich mich schon eine Stunde vorher bei Mme. Roth angekündigt habe. Die schöne Kapelle Sainte Libaire am Ortseingang ist leider verschlossen.

Zum Empfang gibt es bei Mme. Roth einen Coctail aus rohen Muscheln und ich weiß nicht was, dazu Wasser. Ich muss mich ein wenig überwinden ob dieser Köstlichkeit.

Auspacken, Duschen, Siesta, dann breche ich auf, um die römischen Mosaiken und das Amphietheater zu besichtigen. Der Ort Grand geht auf ein gallo-römisches Quellheiligtum zurück, das zur Zeit der Römer sehr große Bedeutung hatte. Urkunden deuten darauf hin, dass die beiden Kaiser Caracalla und Konstantin d.G. das damalige Andesina besucht haben, um Heilung von ihren Leiden zu finden. Die Spenden Kaiser Caracallas sollen die Finanzierung des großen Mosaiks in der Basilika und die Sanierung des Amphitheaters gesichert haben. Ich habe die Gelegenheit, diesen Mosaikboden sowie das Museum, das sehr schöne Stücke zeigt, zu besichtigen. Besonders beeindruckend ist das riesige Amphietheater, das einst 16000 Besuchern Platz bot. Es ist so hergerichtet, dass dort heute große Veranstaltungen stattfinden können. $bb-07$ $bb-08$

Ich sterbe fast vor Hunger, und da bis zum Abendessen noch ¾ Stunden verbleiben, genehmige ich mir im Restaurant ‚La Couronne d’Or’ ein Sandwich (10 cm hoch) und ein Bier.

Beim Abendessen zusammen mit den Gastgebern stellt sich noch ein weiterer Gast ein, ein Vertreter von Michelin, der LKW-Reifen verkauft. Er ist regelmäßig hier zu Gast, gehört fast zur Familie und ist sehr sympathisch. Es entwickelt sich ein tolles Gespräch. Er lernt auch Deutsch, kennt Gott und die Welt. Er ist aus Thaon-les-Vosges und wundert sich, dass ich diesen Ort von früheren Kundenbesuchen im Stadtteil Chavelot kenne.

$bb-09$ $bb-10$ Zum Essen gibt es Suppe, Kalbskopf (brr) mit Kartoffeln, Möhren, Lauch, alles weich gekocht, danach Käse und Rhabarber-Kuchen. Das war nicht das Gelbe vom Ei, aber das interessante Gespräch entschädigt dafür. Es ist nach 10 Uhr, als ich endlich ins Bett komme.
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