Sonntag, 28. August 2011
Von Maxey-sur-Vaise nach Domremy-la-Pucelle

zum Seitenende

$bb-01$ Wir treffen uns um 08.00 Uhr zum Frühstück in dem riesigen Salon, der auch gleichzeitig Küche ist und wenigstens 12 Personen Platz zum Essen bietet. Da die heutige Etappe nur noch 14 km lang ist, lasse ich mir Zeit und breche erst um 9.00 Uhr auf. Annika und Carolin wollen das kleine, zum Haus gehörende Schwimmbad ausnutzen und noch ein wenig schwimmen. Vielleicht treffen wir uns heute Abend wieder. Erst heute Morgen nehme ich wahr, wie schön das Haus und das ganze Dorf ist; gestern sind wir hier nur im Dunkeln gewesen, so dass wir nichts sehen konnten. Auch die Kirche ist geöffnet - es ist schließlich Sonntag - und ich verweile einige Minuten.

$bb-02$ $bb-03$ Die ersten 3 km geht es auf der am Sonntagmorgen noch ruhigen D 964 bis nach Montbras. Es ist wunderschönes Wetter, wenn auch ziemlich kühl. Dann zweigt der Weg ab, zuerst auf der Straße Richtung Pagny, dann über Felder nach Sauvigny. Kurz vor der Brücke über die Maas geht es nach rechts Richtung Goussaincourt.

$bb-04$ $bb-05$ Das weite Tal der Maas ist wunderschön, mehr verwunschen als spektakulär. Man kann kaum glauben, dass das kleine Flüsschen einmal als großer Strom in die Nordsee fließen wird. Auf einer kleinen Anhöhe zur Rechten liegt das kleine Dörfchen Burey-la-Côte; es wirkt wie hingemalt.

$bb-06$ Gelegentlich begegnen mir Spaziergänger,nur einmal eine Familie mit Kindern. Schon lange kann ich mein Ziel erkennen, die Basilique du Bois Chenu, die auf einem Hang oberhalb von Domremy an der Stelle errichtet wurde, an der die junge Jeanne ihre Erscheinungen hatte.

Um 12.15 Uhr bin ich in Greux; die Bäckerei ist noch geöffnet und ich kann ein paar Kleinigkeiten kaufen. Am Ortsausgang ist ein schöner Rastplatz mit Tischen und Bänken und ich mache eine ausgedehnte Pause. Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, denn kaum 300 m vom Rastplatz entfernt ist schon mein Ziel, es ist das erste Haus nach dem Ortseingang von Domremy. Das Clos Domremy entpuppt sich als herrschaftliche Villa mit parkähnlichem Garten, die Zimmer sind fürstlich, für Pilger eigentlich viel zu nobel.

$bb-07$ $bb-08$ Nach der Dusche setze ich mich in den Garten und schreibe ein wenig an meinen Notizen, dann breche ich zu einem Rundgang durch das kleine, aber berühmte Dorf auf. Viel gibt es nicht zu sehen; 200 m rauf und runter, das Dorf hat gerade noch 150 Einwohner. Es gibt ein schönes Museum neben dem Geburtshaus von Jeanne d’Arc und die schöne Kirche St. Remy aus dem 13. Jahrhundert.

$bb-09$ $bb-10$ Irgendwann treffen auch die beiden Mitpilgerinnen ein. Auch sie sind heute der missverständlichen Wegbeschreibung des Out-Door-Führers zum Opfer gefallen und mussten einen Umweg in Kauf nehmen. Nach einer halben Stunde gehen wir zusammen zum Museum und zur Kirche St. Remy, anschließend gehen wir noch zur 2 km entfernten Basilika Ste. Jeanne d’Arc bzw. du Bois Chênu. Vom Vorplatz der Kirche haben wir einen wunderschönen Ausblick auf das weite Tal der Maas. Wir haben Glück. In der Auberge des Pélerins erhalten wir Stempel für unsere Pilgerausweise und die Kirche ist auch noch geöffnet. Mit dem Bau der neoromanischen Kirche wurde 1881 begonnen, die Konsekration erfolgte 1926, einige Jahre, nachdem Johanna heiliggesprochen worden war. Der Innenraum wird beherrscht von mehreren riesigen Mosaiken und 8 Gemälden, die das Leben der Heiligen darstellen.

Zum Abendessen bleiben meine beiden Mitpilgerinnen im Hause – sie haben noch ihre Vorräte vom Vortag, die sie wegen der Einladung zum Empfang nicht gebraucht haben und heute verzehren wollen. Ich selbst gehe ins nahegelegene Restaurant Marmite in Greux. Dort treffe ich auch auf die beiden Holländer, denen ich schon in Toul begegnet bin; sie haben ein Zelt auf dem Campingplatz in Domremy. Ein ruhiger, fast erholsamer Tag geht zu Ende. $bb-11$ $bb-12$

Jeanne d’Arc, im deutschsprachigen Raum auch Johanna von Orléans oder die Jungfrau von Orléans genannt, wurde um den 6. Januar 1412 (das genaue Datum ist nicht belegt) als Tochter einer wohlhabenden Bauernfamilie in Domremy geboren. Während des Hundertjährigen Krieges führte sie die Franzosen gegen die Engländer und die Burgunder. Durch Verrat wurde sie von den Burgundern gefangen genommen und an die mit ihnen verbündeten Engländer verkauft. Ein Kirchenprozess sollte sie und damit auch den König diskreditieren. Unter dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchons, der den Engländern nahe stand, wurde sie wegen einiger Verstöße gegen die Gesetze der Kirche verurteilt und auf Befehl des Herzogs von Bedford auf dem Marktplatz von Rouen auf einem Scheiterhaufen verbrannt. 24 Jahre später strengte die Kurie einen Revisionsprozess an, hob das Urteil im Jahre 1456 auf und erklärte sie zur Märtyrerin. Im Jahre 1909 wurde sie von Papst Pius X. selig- und elf Jahre später 1920 von Papst Benedikt XV. heiliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 30. Mai.

(WIKIPEDIA, Jeanne d’Arc)

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