Dienstag, 6. September 2011 |
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In dieser Nacht habe ich himmlisch geschlafen; ich bin alleine in dem riesengroßen Haus. Im 'Restaurant'
ist mein Frühstück hervorragend vorbereitet; ich muss mir nur meinen Kaffee selbst zubereiten; kleine
Probleme mit der Kaffeemaschine sind schnell behoben.
An einem Bach entlang führt mich ein sehr schöner Wanderweg aus dem Dorf hinaus und auf die endlose Hochebene.
Ein kurzes Stück muss ich auf der D 82 marschieren, dann zweigt der Weg wieder ab aufs freie Feld. Beim Champ
Aubert, auf einer Höhe von rund 300 Metern weht ein heftiger Wind, der mich an unseren Pilgerweg über die
spanische Meseta bei Hornillos erinnert, den Brigitte in ihrem Bericht so anschaulich beschrieben hat.
Ich rufe sie an und lasse sie durch mein Handy ein wenig Meseta-Luft schnuppern. Toni ist auch bei ihr,
sie sind bei der letzten Feinplanung für ihre diesjährige Wanderung auf dem Jakobsweg von Mont-de-Marsan
nach Roncevalles. Per Ferndiagnose gebe ich noch einige Tipps.
Ein Bauer, der mit seinem Riesen-Traktor ein Feld bearbeitet, hüllt mich in eine Staubwolke ein.
Kurz nach ½ 11 treffe ich in Melisey ein. Warum ich nicht den direkten Weg genommen habe, weiß ich selbst nicht
mehr, aber der kleine Umweg durch das schöne Tälchen hat sich gelohnt. Die Kirche ist zwar klassifiziert aber
zumindest außen total verkommen; dass sie verschlossen ist braucht kaum noch erwähnt zu werden, aber gegenüber
ist beim Kriegerdenkmal eine kleine Anlage, wo ich mich zu einer Pause niederlasse. Wie gerufen kommt ein
Bäcker-Auto vorbei, wo ich ein paar Rosinenschnecken erstehe.
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Mein Wanderführer empfiehlt einen kleinen Umweg, um die Straße nach Chamelard zu vermeiden, aber auf diesen
Umweg verzichte ich. Die Straße ist ganz ruhig und ich bin nach ein paar Minuten in dem winzigen Nest. Es folgt
ein langer Anstieg durch das Val Martin in Richtung einer weiten, einsamen Hochebene. Vorbei an weit verstreuten
Höfen, der Ferme de la Casse Bouteille und der Ferme du Petit Virey geht es weiter, dann taucht in der Ferne
Tonnerre auf. Ich überquere die vielbefahrene D 944, der weitere Weg führt in der Nähe der Straße durch den Wald.
Unvermittelt endet auf einer Seite des Weges der Wald und ich stehe an einem Abhang mit riesigen Weinfeldern.
Auch hier wächst der Pinot Noir (Spätburgunder), aber, ich befinde mich ja seit heute Morgen in Burgund, jetzt
wird Rotwein daraus gekeltert.
Bald gelange ich nach Épineuil, einer Gemeinde mit rund 600 Einwohnern und einer eigenen AOC (Bourgogne Épineuil). Im Zentrum des Ortes komme ich zur Kirche St. Etienne; begonnen im 13. Jahrhundert, wurde die Kirche im 13. und 16. Jahrhundert umgebaut und erweitert und 1965 als Monument historique klassifiziert.
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Sie ist zwar verschlossen, aber ein Gittertor gibt den Blick ins Innere mit einer sehenswerten Kanzel frei. Auch eine Möglichkeit, die Kirche
vor Vandalismus zu schützen und dem flüchtigen Besucher dennoch einen Eindruck zu vermitteln.
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Ein schönes Neubaugebiet führt unvermittelt zum Canal de Bourgogne und den Armançon, und dann bin ich auch schon
in Tonnerre. Durch einen Park geht es zum Stadtzentrum mit dem Office de Tourisme, wo ich den Schlüssel zu meiner
Unterkunft in einer Pilgerherberge in Empfang nehme. Ich muss wieder durch den Park zurückgehen, dort ist das
Pfarrhaus, wo man mich einweist. Die Pfarrsekretärin ist sehr freundlich, aber der Pfarrer ist kurz angebunden.
Die Herberge der Scouts de France ist mehr als ernüchternd; ehe ich mich einrichte beschließe ich, etwas anderes
zu suchen.
Zurück in der Stadt treffe ich auf ein Ehepaar mit Fahrrädern auf dem Weg von Kempten nach Quiberon, wobei sich
ein kurzes Gespräch ergibt. Die Edelherberge Ferme de la Fosse Dieu ist komplett belegt (Gott sei Dank), aber
das Hotel du Centre ist ok und sprengt auch nicht mein Budget. Noch einmal gehe ich zurück zur Gîte, hole meine
Sachen und ziehe um. Im Office de Tourisme gebe ich den Schlüssel zurück und beklage mich über den miserablen
Zustand der Unterkunft. Man bietet mir die Erstattung der Gebühr an, aber ich überlasse die zehn Euro als Spende
für die Reinigung.
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Sehr beeindruckend ist das Hôtel-Dieu, ein Hospiz, das die Herzogin Margarethe von Burgund (seit 1305 Königin
von Navarra und von 1314 bis 1315 Königin von Frankreich) 1293 gestiftet hat und zum Vorbild für das Hôtel-Dieu
in Beaune wurde. Auch das im gleichen Gebäude untergebrachte Museum ist hochinteressant, leider muss ich es
um 18.00 Uhr verlassen, da es geschlossen wird.
$bb-13$ Die Kirche Notre-Dame ist noch offen, der Zustand so lala. Auch zur Kirche St. Pierre. steige ich noch auf, leider ist sie geschlossen, aber sie bietet einen schönen Blick auf die Stadt. Auch der berühmten Karstquelle Fosse Dionne, unterhalb der Kirche statte ich noch einen Besuch ab. Sie ist nach der keltischen Quellgöttin Divona benannt, der sie geweiht war. Ab dem 18. Jahrhundert diente die Quelle als Waschplatz.
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Abendessen gibt es in einer Pizzeria; Preis und Qualität stimmen, aber für ein kleines Bier zahle ich
stolze 3,80 € In der Zwischenzeit sind in Tonnerre die Bürgersteige hochgeklappt und die Straßen
zusammengerollt, so gehe zurück ins Hotel und früh ins Bett.
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