Montag 4.10.1999 -
Von Larrasoaña nach Pamplona(19,5 km)
Von der Kirche San Nicolás führte uns unser Weg über eine Brücke in Richtung Aquerreta.
Gleich zu Beginn unserer Etappe kamen wir in den Genuss unvergesslicher Lebensweisheiten von Wolfgang,
die es verdienen „verewigt“ zu werden. Hinter Aquerreta führte uns unser Weg bergab durch einen
kleinen Buchenwald, was unseren erfahrenen Jakobspilger zu folgenden Bemerkungen veranlasste: „Der Weg
isch e Gedicht. Sowas gibts nur eimol“. Auf Bernhards Bitte, diesen Ausspruch für die Kamera zu wiederholen,
„Na, des kama net wiederhole, des isch wie der erschde Kuss, denn ka' ma auch net wiederhole.“ Langes
zustimmendes (?) Schweigen in der ganzen Gruppe. Was nahm jetzt unsere Konzentration mehr in Anspruch,
der Weg oder der erste Kuss?
Wir durchquerten Zuriáin, wo wir den Fluss Arga überquerten. In Anchoriz wechselten wir wieder die
Flussseite über eine Brücke. Nachdem wir in Iroz den Fluss erneut überquert haben, wanderten wir ein
kleines Stück auf einer sehr breiten Straße, die auf der Höhe von Zabaldica von einem breiten Kieselsteinweg
abgelöst wurde, der bergauf führte und von Stromtransformatoren gesäumt war.
Am Horizont sahen wir schon die weniger malerischen Hochhäuser Pamplonas.
In bleibender Erinnerung bleibt wohl auch Villava, nahe bei Pamplona gelegen; schon ein Vorort?
Dort folgten wir der Calle Mayor, deren Bürgersteige durch Bretterzäune geschützt waren. Viele bunte
Fahnen hingen an den Häuserwänden herab. Irgendwie waren die Menschen, teilweise mit roten Halstüchern
geschmückt, in Feststimmung. Wurde etwa auch hier der Stier durch die Straßen getrieben, wie es in viel
festlicherem Rahmen im Sommer in Pamplona geschieht? Jedenfalls saßen wir nach einer kurzen Verschnaufpause
im Bus, der uns nach Pamplona brachte.
Auch frommen, müden Jakobspilgern darf es erlaubt sein, zu lachen, wenn Missverständnisse dazu führen,
dass eines unserer „Schäfchen“ zu früh ausstieg, in diesem Falle Walter Rohr. Dank seiner Spanischkenntnisse
wäre er uns, da bin ich mir ganz sicher, nicht verloren gegangen. Jedoch ist es seiner sportlichen Kondition
und den Überredungskünsten von Beatrix, die den Busfahrer zum Warten veranlasste, zu verdanken, dass er bei
der nächsten Haltestelle wieder einsteigen konnte.
Im Hotel, mit einem wunderschönen Blick auf die Kathedrale, etwas erfrischt, die Autos in einer nahe gelegenen
Tiefgarage untergebracht, machten wir im Nieselregen noch einen kleinen kulturellen Stadtbummel zur alten
Magdalenenbrücke mit ihrem Wegkreuz sowie zur erzbischöflichen Kathedrale. Die Stadtmauer wurde im 15.
Jahrhundert errichtet, nachdem die drei mittelalterlichen Marktflecken ineinander verschmolzen waren.
Vom Hunger geplagt, erwies sich das Auffinden eines passenden Restaurants als äußerst schwieriges Unterfangen.
Melancholische Gedanken an Frankreichs Küche drängten sich mir auf. Doch nicht für lange Zeit. Ein fröhlicher
Tagesabschluss in einer exzellenten Pizzeria entschädigte uns für die längere Suche. Müde und neugierig
auf den nächsten Tag gingen wir anschließend zu Bett.
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