Gedanken auf dem Jakobsweg

Der Himmel über uns
- bei der Kirche von Tosantos

Wir haben in diesen elf Tagen den Himmel über uns vielfältig erlebt, Regen miterlebt, in den ersten beiden Tagen wiederholt, heute, wir haben ihn als Sonnenhimmel erlebt, jemand sagte einmal: „Schau mal diesen schönen, blauen Himmel an!“ So sind wir seit Tagen unter dem blauen Himmel gegangen, in der strahlenden Sonne, manchmal in der heißen, sengenden Sonne. Wir haben ihn als Windhimmel erlebt, der geblasen hat, dass wir uns dick bekleiden mussten, und wir stellen fest: In all dem, was die Menschen machen, über den Himmel, über das Wetter haben wir keine Gewalt. Wir können uns danach einrichten - einigermaßen - aber verändern oder machen können wir es nicht.

Wenn wir in unseren Häusern, wenn wir in unseren Autos sind, dann ist uns das eine ganze Menge egal, wie es draußen aussieht. Wenn wir unsere Wege gehen, unter Hitze und im Regen und im Wind, vielleicht auch mal der Kälte morgens früh ausgesetzt sind, dann sind wir unmittelbar persönlich davon betroffen, dann geht es uns im wahrsten Sinne unter die Haut. Dann stellt sich auch von neuem eine Verbindung zu den Elementen her, die wir als moderne Menschen doch teilweise verloren haben. Dass wir uns wünschen, ja wir können es uns wünschen, aber wir bekommen es nicht.

Die Sonne ist wichtig und der blaue Himmel, da kommt Farbe in die Natur, da kommt Wachstum in die Natur, dann sehen wir alles mit andern Augen. Dann bekommt alles Glanz und Schönheit.

Der Regen ist wichtig, damit das, was auf der Erde ist, wächst und blüht, damit es nicht weiter vertrocknet und verdorrt. Damit der Samen aufgeht. Damit eine Ernte möglich wird.

Der Wind ist wichtig. Er reinigt die Luft; er bringt Sauerstoff mit.

Wir sind heute dem Wetter ausgesetzt. Wir gehen heute ganz bewusst unter dem Himmel. Unter einem Himmel, der es über uns regnen lässt. Dass wir uns eine Menge davor schützen, wie wir es in den vergangenen Tagen auch teilweise mit dem Regenschirm als Sonnenschirm geschützt haben. Wir erfahren die Elemente der Erde, der Luft, des Himmels an Wärme und Regen inmittelbarer, als lange Zeit, wo wir uns in unseren vier Wänden aufhalten.

So gehen wir unseren Weg, wie ihn Tausende und Millionen vor uns gegangen sind, auch in Hitze, Kälte, in anderen Gegenden des Weges gar im Schnee, im Eisregen. So schlimm ist es bei uns heute nicht. Wir gehen ihn mit unseren Füßen und wir lassen unsere Füße beten.

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