Gedanken auf dem Jakobsweg
Die Spur suchen - im Kloster Santa Madalena in Sarria
Gestern Morgen hatten wir '1000 Jahre und mehr'. Heute Morgen heißt unser Thema "Die Spur suchen - die Spur finden -
der Spur folgen". Das ist alles gar nicht so selbstverständlich. Zu Hause werden wir immer wieder gefragt:
"Wie findet Ihr denn immer wieder den Weg? Ist der Weg denn gut markiert? Kann man sich denn da nicht verlieren?"
Wir haben uns alle zusammen erst einmal richtig verlaufen, und zwar im ersten Jahr. Dann haben wir es sehr bald
herausbekommen, wie man nach der Spur sucht, die Zeichen deutet. Viele Zeichen sind am Weg, aber man muss die
richtigen Zeichen sehen; oder kennen; und deuten; und ihnen folgen. Und dass man ein solches Zeichen übersehen
kann, dafür hat uns der Manfred gestern ein Beispiel geliefert. Wie schnell hat man es übersehen und hat sich
dann selbst verloren. Auch heute Morgen haben wir in der Stadt gesucht. Wir waren zunächst nicht in der richtigen
Richtung. Immer wieder muss man nach der Spur suchen. Und wenn man sie gefunden hat, und wenn man die Augen nach
allen Seiten aufgemacht hat, wenn man die Zeichen gefunden und gedeutet hat, dann heißt es: ihnen folgen. Beständig
und zäh und unaufhörlich. Die Spur suchen, die Spur finden, der Spur folgen. Wir folgen ihr jetzt im siebten Jahr,
durch Frankreich, durch Spanien, über Berge, durch Täler, durch kleine Nester, an Häusern vorbei, durch große Städte.
Wir folgen der Spur über breite Asphaltstraßen, über Trampelpfade, durch Wälder und Wiesen. Wir erleben manches auf
dieser Spur. Es gibt viele Wege, die in die gleiche Richtung gehen, aber wir haben unsere Spur. Manchmal gehen wir
im Gänsemarsch hintereinander, manchmal ist der Weg so breit, dass wir zu zweit, zu dritt nebeneinander gehen können.
Aber wir sind jetzt 16, wir haben alle die gleiche Richtung, und trotzdem hat auch jeder wieder seine eigene Spur.
Manchmal ist sie identische mit denen, die vor uns gehen, manchmal weicht sie wieder von ihnen ab. Wir haben alle
die gleiche Richtung, das gleiche Ziel, und das ist wichtig. Auf einer Spur zum gleichen Ziel. Auf einer Spur in
die gleiche Richtung. So ist das Leben. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Man muss sich für eine entscheiden.
Man muss einer treu bleiben. Man muss einer Richtung folgen. Es gibt unendlich viele Ziele, wohin Menschen sich
aufmachen können, aber man muss das Ziel, das man als wichtig und wertvoll und richtig erkannt hat, im Auge behalten
und dorthin unterwegs bleiben. Man kann nicht ständig die Richtung wechseln, man kann nicht ständig die Spur wechseln,
man kann nicht ständig das Ziel wechseln...........................
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